Valencia präsentiert sich dieser Tage als internationales Zentrum für technologische Innovation. In der spektakulären Architektur der Ciudad de las Artes y las Ciencias beginnt heute der Valencia Digital Summit (VDS) – eine zweitägige Veranstaltung, die sich bewusst zwischen Konferenz, Marktplatz und politischem Statement positioniert. Mehr als 12.000 Teilnehmende aus der ganzen Welt, dazu 600 Speaker:innen, 3.000 Start-ups und rund 800 Investor:innen: Die Größenordnung ist beachtlich – vor allem für ein Event, das noch vor wenigen Jahren kaum über die Grenzen der Region hinaus Beachtung fand.
Das diesjährige Motto „Collaborate Today. Transform Tomorrow“ bringt den inhaltlichen Fokus auf den Punkt: Kooperation statt Konkurrenz, Transformation statt bloßer Technologiebegeisterung. Im Zentrum stehen Themen wie Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Raumfahrttechnologien und Langlebigkeit. Besonders bemerkenswert: Der VDS bemüht sich sichtbar darum, den Austausch zwischen Start-ups, etablierten Unternehmen, Wissenschaft und Kapitalgebern nicht nur zu ermöglichen, sondern gezielt zu strukturieren – etwa durch kuratierte Matchmaking-Sessions und direkte Zugangsmöglichkeiten zu Investor:innen.
Mehr als Pitch-Präsentationen
Inhaltlich hebt sich der VDS von vielen vergleichbaren Veranstaltungen durch eine klare Fokussierung auf Umsetzbarkeit und Systemrelevanz ab. Panels zur künstlichen Intelligenz widmen sich nicht nur Innovationspotenzialen, sondern auch regulatorischen Fragen, etwa zu Datenschutz, Urheberrecht und Haftung. Im Bereich „New Space“ diskutieren europäische und internationale Unternehmen die zunehmende Kommerzialisierung der Raumfahrt, ebenso wie die strategischen Abhängigkeiten im Zusammenhang mit globaler Satelliteninfrastruktur.
Ein weiteres zentrales Thema ist Longevity – also die wissenschaftlich gestützte Verlängerung gesunder Lebenszeit. Dabei geht es nicht um spekulative Technologien, sondern um Schnittstellen zwischen Forschung, Ethik, Versorgungssystemen und wirtschaftlicher Skalierung. Auch hier zeigt sich: Die Veranstaltung will nicht bloß Aufmerksamkeit erzeugen, sondern konkrete Debatten anstoßen.
Ein europäisches Modell mit Ambitionen
Der VDS versteht sich zunehmend als europäische Alternative zu den großen US-amerikanischen Tech-Events – kleiner, fokussierter, weniger selbstreferenziell. Die Veranstalter setzen auf eine Mischung aus lokaler Verwurzelung und internationaler Anschlussfähigkeit: Die Zahl internationaler Investor:innen ist deutlich gestiegen, auch die Präsenz von Regierungs- und EU-Vertreter:innen wurde in diesem Jahr ausgebaut.
Zahlen sind dabei nicht nur Marketinginstrument, sondern Teil der Strategie. Dass über 800 Investor:innen vor Ort sind, darunter viele spezialisierte Fonds mit Fokus auf Deep Tech, Climate Tech und Digital Health, zeigt: Der VDS ist für viele Gründer:innen ein konkreter Arbeitsort, kein reines Networking-Event.
Am heutigen ersten Tag zeigt sich: Die Bühnen sind gut besetzt, die Lounge-Gespräche fokussiert, die Nebenformate wie Sigma Squared oder die VDS Extension sorgen für zusätzliche Tiefe. Ob sich aus den Begegnungen dieser Tage tatsächlich langfristige Partnerschaften entwickeln, bleibt offen. Doch Valencia hat mit dieser achten Ausgabe des VDS schon jetzt unter Beweis gestellt, dass ein europäischer Technologiedialog möglich ist – einer, der sich weniger um Aufmerksamkeit bemüht, als um Anschlussfähigkeit an die Realität.